Wütend schreite ich aus der Tür, um möglichst viel Abstand von meinem Freund zu gewinnen. Jetzt trete ich auch noch in eine Pfütze. Meine neuen Sportschuhe bekomme ich jetzt auch nicht mehr weiß! Ich blicke nach oben. Mein Blick schweift zunächst zu den aus rotem Sandstein geschlagenen Figuren, die ich liebevoll immer „Marktbeobachter“ nenne, da sie im ersten Obergeschoss eines der Markthäuser von den Fenstern auf das Geschehen unter ihnen, auf den Markt hinabblicken. Ich schaue zum Himmel, der plötzlich komplett von Wolken bedeckt ist. Es regnet aus Strömen! Na super… Auch das noch.
Ich sehe zum Marktplatz und muss einer Kutsche ausweichen, die wie aus dem nichts hier aufgetaucht ist und die in gefährlich schnellem Tempo an mit vorbeirast. Seit wann fahren hier denn Kutschen?! Mein Blick schweift über den Wochenmarkt, der mir aber plötzlich so fremd erscheint. Denn die Frau da, die versucht ihren Fisch zu verkaufen, trägt eine weiße Haube und ein braunes, zerlumptes Gewand, das ich ziemlich altertümlich finde. Mit voller Kraft schreit sie: „Frischer Fisch! Frischer Fisch aus dem Rhein nur für vier Gulden!“. Jetzt werde ich erst recht stutzig, denn was will die Frau denn mit Gulden und wie sieht sie überhaupt aus?! Also ich würde damit nicht vor die Tür gehen. Plötzlich kommt mir ein Gedanke. Ich gehe auf die Fischverkäuferin zu und frage sie aus Spaß, ob Mittelaltermarkt ist. Sie und seltsamerweise auch die anderen altertümlich gekleideten Verkäufer, sowie Besucher, schauen mich nur stirnrunzelt an, wobei sie auf meine Jeans und mein neues Sport-Shirt starren.
Sie schütteln den Kopf und beginnen nun auch noch, über mich zu tuscheln, während ihre Finger auf mich gerichtet sind. Ich beschleunige mein Tempo, um schleunigst weg von diesem heute so merkwürdigen Markt zu kommen. Rechts erblicke ich einen Mann der versucht, einem anderen Mann mit zerlumpter, dreckiger Kleidung, einen Zahn zu ziehen. Zumindest sieht es für mich so aus, denn er fuchtelt mit einer Zange in dessen Mund herum. Ich probiere, mein Tempo zu beschleunigen, was sich aber als schwer erweist, weil dieser merkwürdige Markt heute wirklich voll ist. Von hinten kommend höre ich noch das schreckliche Geschrei des Mannes. Gerüche strömen auf mich ein. Zum einen das herrlich duftende frisch gebackene Brot, zum anderen aber auch der stechende Geruch von Fäkalien und Verwesung. Mir jagt es einen Schauer über den Rücken. Panik steigt in mir auf. Um mich kurz beruhigen zu können, versuche ich, zuerst mal an den Rand des Marktes zu gelangen. Also jetzt schnell Richtung Dom. Doch jetzt bin ich erst recht perplex, denn am Dom ist kein Gerüst am Westturm, der eigentlich so schön, filigran und vertraut ist. Und vor allem sieht der Westturm, der den Dom doch so einzigartig schön macht völlig anders aus als sonst! Und auch andere Gebäudeteile sind völlig verändert.
Also irgendwas läuft hier gewaltig falsch! Meine innere Stimme fleht mich förmlich dazu an, sofort loszurennen und das tue ich auch. Ich höre, wie immer mehr Menschen auf mich zeigen und „Hexe“ rufen. Ich drängle mich weiter durch die Menge von übelriechenden Menschen, doch ich schaffe es nicht mehr. Eine starke Hand packt fest meinen Arm und zieht mich grob nach hinten. Ohne mich noch orientieren zu können, finde ich mich plötzlich in einem Raum wieder, der bedauerlicherweise schwer nach Kerker aussieht. Stroh piekst mich durch meine Kleidung. Ich blicke mich um und langsam gewöhnen sich meine Augen an die Dunkelheit. Ein schmaler Lichtstrahl scheint durch ein Fenster in den Raum. Ich blicke durch das Fenster und entdecke die Markthäuser, die fast so aussehen wie immer, und mit ihnen meine treuen „Marktbeobachter“. Sie schenken mir Trost. Schon als Kind habe ich sie geliebt. Doch ich muss hier raus! Ich hämmere gegen die Gitterstäbe am Fenster, doch keiner reagiert. Angst und Panik macht sich in mir breit.
Plötzlich spüre ich etwas Pelziges an meinem Bein und schreie auf. Mir wird schwarz vor Augen… Als ich wieder meine Augen öffne finde ich mich auf meinem Bett liegend wieder und spüre meine Katze Simba, die sich an meine Beine gekuschelt hat.
(Eva, Jasmin, Lena und Jenni)